Equal Pay für alle
Personaldienstleister beklagen mehr Bürokratie
Hoher Verwaltungsaufwand, kürzere Einsatzzeiten für geringqualifizierte Zeitarbeitnehmer, fehlende Akzeptanz bei Entleiherfirmen für Dokumentationspflichten – Personaldienstleister sehen in Equal Pay viele Nachteile. 70 Prozent halten Branchenzuschlagstarifverträge für besser. Gleichzeitig sehen fast 60 Prozent durch Equal Pay auch einen Imagegewinn für die Branche. Das sind die zentralen Ergebnisse der Befragung der Unternehmensberatung ES Edgar Schröder und der Personalmarktforschung index Research. An der Online-Umfrage beteiligten sich rund 460 Entscheider von Zeitarbeitsfirmen unterschiedlicher Größen aus ganz Deutschland. Interessierte können den Studienreport „Equal Pay: Auswirkungen in der Praxis“ hier kostenfrei anfordern
Seit April 2017 gilt in der Zeitarbeit: Nach neun Monaten in einem Unternehmen steht Zeitarbeitnehmern dieselbe Bezahlung zu wie der Stammbelegschaft. Rund viereinhalb Jahre später ziehen die von uns befragten Personaldienstleister eine durchwachsene Bilanz. Nur 7 Prozent der Befragten bewerten die Folgen von Equal Pay überwiegend oder ausschließlich positiv.
Kritikpunkte an Equal Pay
Am kritischsten sehen Zeitarbeitsfirmen im Zuge von Equal Pay den bürokratischen Mehraufwand (75 Prozent), begrenzte Einsatzzeiten auf 9 Monate (71 Prozent) und Vorbehalte auf Kundenseite wegen der umfangreichen Dokumentation (67 Prozent). Dennoch sind 57 Prozent der Umfrageteilnehmer der Meinung, dass die Regelung das Image der Zeitarbeitsbranche aufwertet. Über drei Viertel wünschen sich einen bundesweit einheitlichen Erhebungsbogen zum Thema Equal Pay.
Zusammenhang von Bezahlung und Qualifikation der Zeitarbeitnehmer
Die Auswirkungen von Equal Pay fallen mit Blick auf das Qualifikationslevel sehr unterschiedlich aus.
Bei „Experten“, wie zum Beispiel Informatiker und Ingenieure, und „Fachkräften“, wozu vor allem Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung gehören, gilt am häufigsten ein Branchenzuschlagstarifvertrag (29 bzw. 30 Prozent). Rund ein Viertel beider Gruppen wird nach dem 9. Monat abbestellt, bei immerhin einem Fünftel wird Equal Pay danach umgesetzt.
„Helfer“, in erster Linie geringqualifizierte und ungelernte Arbeitskräfte, schneiden insgesamt am schlechtesten ab. Nach 9 Monaten Einsatzdauer werden 41 Prozent aufgrund von Equal Pay abbestellt. Im Osten erhalten „Helfer“ etwas häufiger als in den alten Bundesländern vom ersten Arbeitstag an dasselbe oder mehr Entgelt als Stammmitarbeiter.
„Equal Pay wirkt sich in vielerlei Hinsicht negativ auf die Arbeit von Personaldienstleistern aus. Die nächste Bundesregierung sollte das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz deshalb zugunsten der Zeitarbeitsbranche reformieren. Ein weiterer, längst überfälliger Schritt wären bundesweit einheitliche Frage- und Erhebungsbogen zu Equal Pay“, betont Edgar Schröder, Geschäftsführer der gleichnamigen Beratungsgesellschaft für Zeitarbeit.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Equal Pay das Geschäft von Zeitarbeitsfirmen beeinträchtigt. Bessere Rahmenbedingungen sind deshalb dringend geboten. Schließlich ermöglicht Zeitarbeit Unternehmen gerade in der momentanen wirtschaftlichen Situation die nötige Flexibilität“, so Evgeniya Kozachenko, Leiterin von index Research.
Der Studienreport steht hier zum kostenfreien Download bereit.